09 March 2012 Azure, Cloud, Cloud Computing, Pricing Robert Muehsig

Die Cloud ist das Thema schlechthin und es scheint auch so, dass plötzlich jeder eine Anwendung in der Größe von Facebook plant. Amazon senkt immer mehr die Preise und Windows Azure zieht natürlich nach.
Allerdings stell ich mir als Web-Entwickler die Frage:

Lohnt Cloud Computing eigentlich zum Hosten meiner Anwendung?

Es gibt gute Gründe dafür: Skalierbarkeit, “Pay-as-you-go”, Flexibilität und je nach Anbieter muss man sich auch keine großen Gedanken rund um Wartung des Systems machen – alles super. Allerdings sollte man sich auch Fragen: Brauch ich das überhaupt und was kostet das? Ausgangspunkt von dem Post war die kürzliche Preissenkung bei Azure und der Satz:

“With these changes, a 24x7 Extra Small Compute instance with a 100MB SQL Azure DB costs less than $20 per month.

Eine “Extra Small Compute instance” wird aktuell von Microsoft so beschrieben:

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Vorsichtig ausgedrückt: Die Extra Small Instance ist kein Kraftpaket.

Jetzt schauen wir mal bei einem “traditionellen” Hoster wie z.B. Hetzner. Der Vergleich ist nicht ganz fair, weil man natürlich noch bei Hetzner eine Windows Lizenz brauch und ich jetzt auch die SQL Datenbank nicht eingerecht habe, aber seis drum:

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Hardware-Vergleich

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Die Hetzner Kisten sind ziemliche Kampfmaschinen. Mir fällt keine Anwendung ein die ich bislang gebaut habe, die auch nur annäherungsweise den Prozessor, RAM oder den Festplatten Platz wirklich ausgereizt hätte. Natürlich ist es manchmal auch absolut sinnvoll mehrere kleine Maschinen zu haben anstatt eine große, aber wenn man rein die monatliche Hosting-Kosten für eine angemessene Hardware gegenüberstellt, dann gewinnt vermutlich immer der Hoster.

 

Das “Cloud Computing Gefühl”

Seine Anwendung auf Azure oder AppHarbor zu packen hat natürlich irgendwie einen “entspannenden” Effekt: Jemand kümmert sich darum, dass die Server laufen und das man rein theoretisch sogar noch eine andere Kiste schnell dazuschalten kann. Auch Backups werden gefahren – bei Hetzner muss man sich da ein etwas größeren Kopf machen.

Und… Cloud Computing ja oder nein?

Wie immer: Kommt drauf an.

Ich als Web-Entwickler würde jetzt kaum mein Blog oder meine privaten Mini-Anwendungen auf Azure oder Amazon hosten, weil es einfach für mich zu teuer ist und ich diese “Skalierbarkeit” auch garnicht brauche. Einen Server zu warten ist auch keine Hexerei.
Wenn man natürlich plötzlich über Nacht eine Anwendung hat, welche Millionen Leute aufrufen, dann hätte man ein ein Problem, allerdings soll das ja nicht allzu oft vorkommen ;)

Spannend auch zu lesen, warum Stackoverflow nicht in der Cloud ist.

Bei der Entscheidung sollte man sich allerdings fragen: Benötige ich das? Welche Vorteile und welche Nachteile bringt es mir? Muss ich evtl. meine Anwendung für die "Cloud” anpassen? Was ist mit einem “Vendor-lock”?  Aus Sicht eines Unternehmens fallen einem da noch dutzende andere Fragen ein.

Wer hingegen wirklich nur einen kleinen Server braucht, weil er einen Webservice für seine Phone Apps bereitstellen möchte, der wäre evtl. natürlich auch bei Hetzner überfordert – aber Amazon und AppHarbor bieten auch kostenlose Instanzen ;)

Anregungspunkt: Trotz des riesen Marketing rund um die große Cloud gibt es natürlich noch andere Wege seine Anwendung zu hosten mit wesentlich mehr “Hardware-Leistung pro Euro”. IMHO erst wenn man wirklich “Skalierungsprobleme” bekommt, sollte man sich die Frage stellen, ob man auf einen der großen Cloud Provider gehen möchte oder nicht. Alles hat seine Vor- und Nachteile.


Written by Robert Muehsig

Software Developer - from Saxony, Germany - working on primedocs.io. Microsoft MVP & Web Geek.
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