Ich besitz seit gut einem Jahr ein MacBook Pro (= aus dem Jahre 2010) und weil mich damals die Frage so beschäftigt hat, blogge ich mal meine Erfahrungen dazu.
Meine Notebook Konfiguration MacBook Pro April 2010
- 2,66 Intel Core i7
- 8GB RAM
- 15” Glossy Display
- Intel X-25M 168GB SSD
Die Hardware: Ein Traum – leider mit kleinen Einschränkungen
Was will man groß über Apple Hardware schreiben: Die Qualität ist sagenhaft. Im Vergleich zu dutzenden Plastiknotebooks liegen Welten. Auch das Touchpad und der sinnvolle Einsatz von Multitouch in der Desktop-Welt ist Apple mehr als geglückt. Das Display ist brillant und die Farben kräftig. Das “Glossy” hab ich selber nicht als störend empfunden, mag aber auch daran liegen, dass ich damit auch nicht in der Sonne arbeite. Aber he… dafür sind wir Entwickler ;)
Als Entwickler ist die Tastatur natürlich besonders wichtig und hier kommen wir zu einem kleinen Problem:
a) es ist eine Notebook-Tastatur, wo ohnehin bereits einige Tasten wegrationalisiert wurden und
b) es ist eine Tastatur von Apple, wo noch viel mehr Tasten weg sind bzw. anders belegt oder nicht beschriftet
Im Vergleich dazu mal eine PC Tastatur (nicht sehr schön, aber so sehen sie aus) :
Entweder war mein Tastaturschema total verstellt, oder ich war zu blöd. Die Tasten “~” und “\”, welche man als Entwickler doch ab und an braucht waren wie weg. Auch “[“ “]”, “{“ “}” hatte ich immer mal wieder gesucht (auch wenn ich eigentlich die Tasten auf einer normalen Tastatur blind finde) und warum das “@” Zeichen auf einer gänzlich anderen Taste liegt ist mir ohnehin schleierhaft.
Sobald man die vielen Goodis von Resharper nutzen möchte, benötigt man ohnehin noch ein paar Spezialtasten (POS1/ENDE…), welche nicht auf der MacBook Tastatur auffindbar sind.
Toll hingegen ist, dass die Tastatur im dunkeln leuchtet und das man auch sonst recht gut auf ihr schreiben kann. Programmieren ist allerdings etwas Finger-Mikado, aber man kann sich auch daran gewöhnen (bis vor kurzem hatte ich keine extra Tastatur ;) )
Zusammenfassend zur Hardware:
Ohne externe Tastatur und Maus kann man zwar arbeiten, allerdings ist man wesentlich effektiver mit einer gescheiten Tastatur. Momentan schreib ich an dieser hier. Ansonsten gibt es von der Hardware Seite nichts negatives.
Zur Software: Mac OSX oder Windows? Wie wäre es mit beidem?
Ich bin eigentlich recht unbefangen, ob nun Mac OSX oder Windows 7. Beides hat seine Stärken und Schwächen. Allerdings bin ich natürlich auf Windows angewiesen, wenn ich Visual Studio und co. nutzen möchte.
Wofür ich Mac OSX nutze: Zum Großen Teil einfach nur zum Browsen im Web. Durch das grandiose Touchpad und den Gesten für meine Begriffe angenehmer als mit Maus oder einem Touchpad von einem Windows Notebook. Auch die Mail-App und iCal ist für den normalen Nutzer völlig in Ordnung. Die Mail-App funktioniert natürlich auch mit Exchange und ich hatte bislang keine Probleme bei der Synchronisation.
Zusammenfassend:
- Webbrowsing zum Spaß
Wofür ich Windows 7 nutze: Zum Entwickeln mit Visual Studio und wenn es doch mal ernsthaftere Bürosachen gibt. Office for Mac & co. hatte ich ehrlich gesagt nicht wirklich gemocht bzw. auch nicht das Bedürfnis danach: Office 2010 passt. Auch wenn es hin und wieder Macken hat, aber nichts ist perfekt ;). Zocken ist natürlich eigentlich nur ernsthaft auf der Windows Plattform überhaupt möglich.
Zusammenfassend:
- Entwickeln mit .NET / Visual Studio 2010
- Office
- Gaming
Mit Bootcamp & VMWare Fusion die beiden Welten verbinden – ohne Nachteile.
MacBooks sind seit der Umstellung auf Intel-Prozessoren “auch nur” PCs. Natürlich kann man auch Windows 7 nativ installieren – das ganze nennt Apple Bootcamp und Apple liefert die “passenden” Treiber dazu. Unter Bootcamp läuft Windows nativ wie auf jedem anderen PC und kann die ganze Leistung nutzen. Allerdings kann man unter Windows das Touchpad z.B. bei weitem nicht so nutzen wie unter Mac OSX.
Bootcamp “teilt” die Platte einfach in OSX und Windows Partition auf – allerdings muss dieser Schritt bei einer 160GB Festplatte wohl überlegt sein – viel Platz ist es ja nicht, wenn man ansonsten in Terabyte Größen denkt.
VMWare Fusion hat ein echt praktisches Feature: Man kann auch die Bootcamp Partition in einer VM booten. Das hat den charmanten Vorteil, dass man MacOSX und Windows parallel nutzen kann. Das geht natürlich zulasten auf die Performance, aber einfache Strategiespiele, Office oder Visual Studio gehen damit locker.
Im Gespann mit VMWare Fusion kann man beide Welten schön miteinander verbinden und wenn man mal Power braucht, nutzt man Bootcamp. Einzig Windows mag es nicht, dass sich die Hardwaresettings so oft ändern und verlangt ab und an nach einer Reaktivierung des Lizenzschlüssels.
Unter Bootcamp sieht der Windows Leistungsindex so aus (da das MacBook von 2010 ist, dürfte die neuste Generation natürlich noch besser sein)
Mal über den Tellerrand schauen (und für iOS Devs erst recht) !
Über den Tellerrand mal zu schauen und Mac OSX auszuprobieren kann natürlich auch ein Kaufgrund sein (war bei mir auch so). Wer nativ für iOS Geräte entwickeln möchte, kommt ohnehin schwer an ein MacBook Pro vorbei.
Wer es mag, kann auch Mono ausprobieren, aber ehrlich gesagt hatte ich das nie ernsthaft in Betracht gezogen – wenn .NET auf Windows super läuft und ich WebApps baue, warum mir dann diesen Schmerz antuen?
Aber die Optionen stehen auf alle Fälle offen und auch das reizt natürlich.
Ich bereue den Kauf auch nicht, allerdings benötige ich nun noch eine Kampfmaschine für Battlefield (aber da wäre wahrscheinlich auch fast jedes Windows Notebook am Ende gewesen ;) ).
tl;dr Fazit: Taugt ein MacBook Pro nun als Gerät für .NET Entwickler?
Wer auf hochwertige Notebooks scharf ist, Performance braucht und trotzdem Mobil sein möchte: Ja, kann ich empfehlen. Allerdings würde ich mir für ein längeres ernsthaftes Arbeiten/Programmieren eine normale Windows Tastatur mit anstecken.
Wer nur ab und an Mobil ist, sollte allerdings trotzdem vielleicht eher einen Standrechner und für unterwegs ein MacBook Air in Betracht ziehen. Die Kombination kommt mir heute eigentlich noch etwas cleverer vor.
Wer keine Kompromisse machen möchte, der kann das MacBook Pro nehmen – ein Fehlkauf wird es bestimmt nicht. Oder er wartet ab, was die Ultrabooks alles mal können sollen.
Letzte Frage - Gaming?
Ab und an, will man ja auch eine nette Abwechslung haben: Auf dem 2010ner Macbook (was ich hab) läuft Battlefield 3 in “minimalen” Settings für ca. 3 Stunden. Danach wird das Gerät zu warm und geht in den Ruhemodus :) Für ein Arbeitsgerät ganz nett, aber da muss was größeres her ;) Aber da Battlefield gerade ein äußerst anspruchsvolles Spiel ist, sollte das nicht abschrecken: Etwas ältere Spiele laufen ohne Probleme.
Wer jetzt überzeugt ist und kaufen möchte: Bei Amazon oder Apple findet sich bestimmt was ;)